Ballon über Bambergs Brauereien

Quelle: Haßfurter Tagblatt vom 01.08.2009

Für Filmaufnahmen: Pilot Reiner Hoch machte spektakulären Flug über Welterbe

Von unserem Redakionsmitglied MARTIN SAGE

Ein Haßfurter hebt mitten in Bamberg ab: Reiner Hoch startet mit seinen Passagieren zum „Bierflug" über der Domstadt. FOTO HT-SAGE

BAMBERG Internationale Wettbewerbe hat der Haßfurter Ballonfahrer Reiner Hoch schon mit seinem "Luftschiff" gewonnen, mit über 1500 Starts und mehreren tausend Flugstunden gehört er zu den Routiniers der Branche. Doch auch für den 57-Jährigen gibt es noch neue Erfahrungen - wie am vergangenen Montag in Bamberg.

Da nämlich wagte Hoch ein ungewöhnliches Experiment und ließ seinen Ballon mitten in der Stadt steigen. In aller Herrgottsfrühe machte er sein Gefährt am Maxplatz startklar, um dann vor den Augen nicht weniger verblüffter Frühaufsteher um 6.25 Uhr sanft zu entschweben. Nicht alleine, sondern mit Fotograten und Kameraleuten an Bord, in deren Auftrager den Morgenhimmel über der Bischofs- oder besser gesagt der Bierstadt eroberte.

Um das Bier nämlich ging es den Fluggästen, einem Team aus Medienleuten, die in einem privaten Projekt einen Dokumentarfilm über die Bamberger Bierkultur drehen und dazu auch Luftaufnahmen benötigen. Als sich die sechsköpfige Bierfilm-Crew mit Fotos aus der Vogelperspektive befasste und der Wunsch nach aktuellen Bildern entstand, machte man sie in der Mälzerei Weyermann auf den Haßfurter Reiner Hoch aufmerksam - Chefin Sabine Weyermann hatte vor ein paar Jahren mit ihm ihre unvergessliche "Ballontaufe" erlebt.

"Und ich habe mir gedacht, wenn ich es mache, dann soll es auch etwas ganz Besonderes sein", erklärte Pilot Hoch unserer Zeitung, warum er mitten in der Stadt, vom Maxplatz aus startete, und nicht irgendwo auf der grünen Wiese vor den Toren des Welterbes. Für den Maschinenbauingenieur und Kaufmann, der die Ballonfahrerei mit Fluggästen zum Beruf gemacht hat, ist der spektakuläre Flug über Bamberg eine gute Werbung.

"Auch, wenn es meine Passagiere nicht merken, ich stand da schon unter Strom", gab Reiner Hoch, der mit dem Ballon schon mehrfach die Alpen überquert hat und in ganz Europa, in Kanada und den USA fliegt, seine Anspannung am Montagmorgen zu. Grob 40 mal 60 Meter misst Bambergs zentralster Platz, umrahmt ist er von geschlossenen Fassaden: Rathaus und Kaufhaus Karstadt liegen sich an den langen Seiten gegenüber, große Geschäftshäuser erheben sich auch an den kurzen Flanken. Wie aus einem Kessel heraus hatte Hoch da sein Luftschiff in die Höhe zu befördern.

Der Pilot macht seinem Ballon Feuer: Wie ein Ungetüm bläst sich das Heißluftgefährt von Rainer Hoch auf dem Maxplatz auf. FOTO HT-SAGE

"Bei einem Ballonstart gibt es keinen zweiten oder dritten Versuch, das muss auf den ersten Schlag sitzen", erklärte er. Die Schwierigkeit am Maxplatz: "Beim kleinsten Missgeschick klebt man an den Häusern". Doch Patzer dürfe es beim Ballonfahren nicht gelten, so der Experte: "Wir haben hier eine Null-Fehler-Mentalität, es darf keinen einzigen Fehler geben." Was einer "Null-Risiko-Mentalität" gleichkommt. Sobald irgendein Umstand nicht gepasst hätte - etwa die Windstärke - hätte Ballonfahrer Hoch die ganze Aktion auch noch eine Sekunde vor dem Start "emotionslos" abgeblasen.

Doch am Montag war alles perfekt, unmittelbar bevor Reiner Hoch mit seinen Passagieren abhob, hatten ihn die kleinen rote Testballons, die er in den Himmel frei ließ, um letzten Aufschluss über Windrichtung und Strömungsverhältnisse "weiter oben" zu gewinnen, davon überzeugt.

Und was der Pilot und seine Beiflieger dann erlebten, war pures Ballonfahrerglück: Bei strahlendend blauem Himmel regte sich kein Lüftchen. Was nicht nur einen kerzengeraden Aufstieg ermöglichte, sondern den Ballon in geringer Höhe auch über eine Stunde mitten über der Domstadt ruhen ließ - in idealer Position für unzählige Fotos und Filmaufnahmen von der Gondel aus (und zum Entzücken vieler Kinder, die auf dem Weg zur Schule waren).

"Alles ist gelaufen wie im Traum, ich war so erleichtert und nach der Landung unglaublich gut drauf", blickte Reiner Hoch auf das geglückte Experiment zurück. Eigentlich hatte er Erzbischof und Oberbürgermeister zum Flug eingeladen, doch die hätten sich wohl nicht so recht getraut - inzwischen habe er gehört, dass die Herren ihr Zaudern bereits bedauerten und auf eine zweite Chance hoffen.

Sabine Golda, beim Projekt Bierfilm fürs Marketing verantwortlich, sprach ebenfalls von einem vollen Erfolg der Ballonaktion. Grob in einem Jahr soll der Dokumentarfilm über die Bierstadt Bamberg mit ihrer 900 Jahre alten Brautradition fertiggestellt sein - dann möchten die Macher ihr Werk an die Brauereien, in Fremdenverkehrsbüros und im Buchhandel verkaufen.

Wer sich für die Bamberger Bierkultur und den entstehenden Dokumentarfilm interessiert, kann sich unter www.bierfilm.de kundig machen

Wer Interesse an einer Ballonfahrt mit Reiner Hoch hat, kann das Luftfahrtunternehmen im Internet kontaktieren unter www.ballon-hoch.de oder die auf dem Ballon (siehe Foto) abgebildete Telefonnummer wählen.