Bierkieser Historie

Ein kritischer Zeitgenosse
Ein kritischer Zeitgenosse

Wenn er kam, dann trieb das so manchem die Schweißperlen auf die Stirn, dann suchte man seine letzten Münzen zusammen, dann hoffte man auf die Gnade des Herrn, des Herrn Johann Albert Joseph Seifert. Er, der Bierkieser Bambergs schlechthin, der Autor des im Jahre 1818 entstandenen Werkes „Das Bamberger Bier“ war dafür zuständig, den Gerstensaft der Domstadt zu testen.

Denn bevor das Reinheitsgebot von 1516 wirkte, tat man allerlei Unverträgliches ins Bier hinein, etwa Kohle, Pech und Ochsengalle, um nur einige grausige Zutaten zu nennen. Nein, das sollte nicht so sein. Das sah auch der Bamberger Fürstbischof Franz Konrad von Stadion und Thannhausen so und erließ ein Gesetz, nach dem Brauer, die schlechtes Bier machen, harte Strafen erwarten würden. Und noch mehr: Die Landsherren selbst wollten ihr flüssiges Gold überwachen und gaben den sogenannten Bierkiesern ihren Auftrag: „Schmecket das Bier, und falls es nicht schmeckt, dann muss es aus dem Verkehr gezogen werden.“ Richtig so, schließlich soll der Konsument ja nach dem Verzehr ohne arge Bauchschmerzen am nächsten Tag aufwachen.

Nun sollte man meinen: Ein Traumjob! Aber von wegen: Der Bierkieser durfte am Tag zuvor nichts Alkoholisches trinken, keinen Fisch, keinen Schinken, kein Brot mit Kümmel und keine Süßigkeiten essen, und durfte auch nicht rauchen. Sonst hätte die Gefahr bestanden, die Geschmacksnerven wären nicht richtig einsatzfähig, und könnten schlechtes Bier nicht von Gutem unterscheiden. Ob das der Bierkieser immer so durchgehalten hat?

Vielleicht ist das ja so, wie mit der unausgesprochenen Regelung: Du darfst zwar nichts annehmen, aber wenn ich dir 20 Silbermünzen, meine beste Kuh und diese schöne Kette für deine Frau gebe, vielleicht könntest du dann sagen, mein Bier wäre das Beste? Vielleicht war es früher auch nicht anders, als es heute bei so manchen Lobbyisten ist.

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