Bamberger Bierhistorie: „Wo der beste Hopfen wächst, gibt’s nicht das beste Bier“

Echter Hopfen <em>(Humulus lupulus)</em>
Echter Hopfen (Humulus lupulus)

Passend zu unserem Bier des Monats Oktober wirds auch in unserer Bierhistorie diesmal a weng hopfig: Wir gehen zurück ins Jahr 1839, in dem der Kaiser von China verbietet, Opium in sein Land zu importieren und damit den Ersten Opiumkrieg heraufbeschwört. Wir gehen zurück in das Jahr in dem erstmals der Gebrauch von OK als Abkürzung für oll korrect in der Zeitung Boston Morning Post dokumentiert wird. Und wir gehen zurück in das Jahr, in dem in Augsburg „Die landwirthschaftliche Zeitung als allgemeines Korrespondentenblatt von und für Deutschland“ veröffentlicht wird.

Deren Heraugeber ist Jakob Ernst von Reider, Zoologe, Botaniker und Gutsbesitzer aus Nedersdorf bei Staffelstein, ein Bamberg-Liebhaber und „praktischer Ökonom vieler gelehrten Gesellschaften Mitgliede“, wie er sich selbst beschreibt. Gleich zu Beginn seiner ersten Jahresausgabe beschäftigt er sich mit Hopfen, genauer gesagt „einigen neuen wichtigen Erfahrungen im Hopfenbaue“. Und da gibt er zu aller erst einmal an den Leser weiter: „Das Resultat des Hopfenmarktes in München im verflossenen Jahre hat meine Behauptung bestätigt, dass unser Hopfen ebenso gut ist, als der Böhmische.“ Reider ist nach seinen Nachforschungen sicher: Überall wächst der allerbeste Hopfen, aber nicht überall gibt es das allerbeste Bier. Eine Meinung, die nicht jeder vertritt. Denn Bamberger Hopfen wurde zu dieser Zeit oftmals als minderwertig angesehen. Doch der Gutsbesitzer blieb dabei. Nur schade, dass über seinen folgenden kleinen Hopfen-Versuch nicht mehr dokumentiert ist, als dass er schreibt: „Wir hatten Bamberger Bier mit Böhmer, Spalter und Bamberger Hopfen jedes Mal unter ganz gleichen Verhältnissen gebraut, und beinahe war das mit Bamberger Hopfen gebraute Bier das Beste!“ Was das beinahe bedeutet, muss wohl unserer Phantasie überlassen werden. Doch Bamberg, das sei sicher, beschäftigte den Gutsbesitzer wohl des Öfteren.

Allein auf 21 Seiten in 52 Ausgaben widmete er sich der Stadt an der Regnitz. Mal ging es um Süßholz, mal um rote Rüben, aber immer wieder um den Hopfen und das Bier. So auch in der Ausgabe 44, vom Dienstag, den 29. Oktober. Im Wortlaut: „Die meisten Bamberger Biere haben den Fehler, dass sie zu wenig Hopfen bekommen, daher sind diese Bier im September schon schal und werden bald sauer. Auch das Auffüllen mit dem Hansla (Heinslein, das Nachbier, Anm. d. Red.) veranlasst dieses baldige Sauer- und Schalwerden des Bieres. (...) Allein das Publikum in Bamberg hält fest an seinem Hansla, mit Bier zur Hälfte versetzt, gibt es den berühmten Pflumpf, die Maaß zu einem Groschen, der Labetrunk der arbeitenden Klasse in Bamberg. Man behauptet nämlich, dass das gute Bier zu viel Hitze errege, man dabei zu sehr schwitzen würde, wenn man es bei der Arbeit trinken würde. Dagegen kühle der Pflumpf und sättige doch dabei.“

Ob Jakob Ernst von Reider das nur vom Hörensagen weitergegeben bekommen hat? Es scheint jedenfalls, der Gutsbesitzer, der selbst eine Zeit lang Hopfen angebaut hat, hat sich Bamberg und seinem Bier genauso gern gewidmet, wie wir es heute tun. Dass die Domstadt im späten 19. Jahrhundert für einige Jahre zu einem der bedeutendsten Hopfen-Handelsplätze wurde, konnte Reider allerdings nicht mehr miterleben. Gefallen hätte ihm, dem Hopfen-Narr, das sicherlich...

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